Hinkelsteine - die zweite

 

Beim Teutates!

Sie liegen nicht etwa als Stolpersteine (lat.: lapis casus) auf dem Wege nach Rom, sondern vielmehr in "gelzerischem Umkreis". Drei verschieden geformte Hinkelsteine hat ein Lagerix hinter einer Mauer deponiert, um zumindest zwei davon zur gegebenen Zeit wieder hervorzuholen, damit sie ihrem dienlichen Zwecke anderorts zugeführt werden. 

 

 

 

 

Einer davon hat schon so viel Sonne abbekommen, daß er ganz schön dunkel wurde. Seine Unterseite hingegen dürfte noch ziemlich blaß sein. Ob gewollt oder nicht, er wird vielleicht irgendwann einmal von Chaotix zu neuem Leben erweckt, er wird zwar manchmal beobachtet, aber schon lange nicht mehr angerührt. So fristet er ein klägliches Schattendasein (lat.: lapis umbrae), auch wenn die Sonne scheint. 

 

 

 

 

Unlängst jedoch, bekam er unmittelbare Gesellschaft. Buddelix hat ihn ausgegraben und vorerst zwischengelagert. Es wurde gemunkelt, daß diesen Glücksstein (lat.: lapis fortunae)  nach Ostern 2009 sein Schicksal bei einem Paukerix aus pfälzischer Region ereilt ...... (wir bleiben dran) 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinkelsteine, an deren Form oder Nutzen sich viele erfreuen,  nehmen wegen ihrer grenzenlosen Beliebtheit in ganzen Straßenzügen immer mehr zu. Neben der dörflichen Alltagskultur,  gehören sie mittlerweile nicht mehr in die steinerne Antike, sondern zur dynamischen, lebendigen Kultur unserer Neuzeit. Es gibt schließlich keine neurotische Kulturbanausen mehr, es lebt vielmehr der Sinn für Ästhetik.

Damit dieses Kulturgut nicht verloren geht, ist es zumeist durchnumeriert und ...

 

 

 

... alphabetisch geordnet ....

 

 

 

 

.... im Stockgarten (lat.: hortus baculi)

 

 

 

 

.... zu finden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Stockgarten" ist in diesem Falle eine Wegbezeichnung, die von der Redewendung "über Stock und Stein" ein wenig abweicht, obwohl, wie in obigem Bild zu erkennen, so mancher Steinbrocken in den Garten fiel. 

Wenn zu gallischen Zeiten vielleicht auch nicht alle Wege kartographiert waren, so hieß diese Route sicherlich Stock-und-Stein-Straße (lat.: via baculum et lapis), denn auch heute noch ist diese Straßenführung trotz reiflicher Planung durch seitliche Behinderungen und  drohende Bodenwellen gekennzeichnet.

Besondere Aufmerksamkeit dieses Phänomens verlangt die Einmündung und damit auch der anliegende Zufahrtsbereich des örtlichen Feuerwehrdepots (lat.: "castellum-flamma vigilae").

 

 

 

 

Diesbezüglich vom Zwang feurig entflammt, stellen diese steinigen Probleme, entgegen den Hinkelsteinen der Straße, Hindernisse dar, die entweder umwunden, überfahren oder umgangen werden müssen, um von einer unbefriedigten Ausgangsposition, z. B. bei Gegenverkehr und Feuerwehreinsatz, in eine befriedigendere Zielsituation zu gelangen. 

Zunächst beweist eine Unfallentschärfungs-Logik dieser Aufpflasterungs- und Pollerkostellation, daß durch die Anbringung von Katzenaugen und einer  sommerlichen warnfarbenen Bepflanzung, insbesondere zu nichtwinterlichen Dämmerungszeiten, es trotzdem einige Sollbruchstellen der "hervorragenden" Pollersteine notwendig machte. Denn immer wieder kommt es  vor, daß Sehbehinderte und Fremdlinge diese geschwindigkeitsbremsende Anlagen für Anwohner nicht wahr haben wollen.

Ganz turbulent wird es an dieser doch sommerlich geschmückten Stelle, wenn Fuhrwerke von rechts und links der Hauptverkehrsader in diese Hinkelsteinstraße einbiegen möchten und gleichzeitig aus selbiger zwei Karossen diese verlassen wollen. Es bleibt dabei, diese neumodischen Poller können einfach mannshohe Hinkelsteine nicht ersetzen, die widerstandsfähiger und vor allem in sichtlich erkennbarer Größe, spätestens mit einer gelben Reflexion über 360 Grad noch effektiver den Straßenverlauf  verkehrstechnisch antizipieren würden.

Da ein Bedeutungstransfer ziemlich ausgeschlossen wird, ist der Dorfhäuptling Majestix gehalten, den Versuch, weitere Sollbruchstellen oder Abschürfungen an den Pollern zu installieren, zu unterbinden.

 

 

 

 

Doch widmen wir uns wieder unseren Hinkelsteinen zu, die in verschiedenen Wohn- und Baugebieten auf Anlagen von Grün- und Spezialzonen die Straßen säumen und zur Zeit eine Zunahme von mehreren 100 Prozent zu verzeichnen haben.

Kommt man doch von  dem Straßenzug "hortus baculi", resp. Stockgarten in die Buchenstraße (lat.: via fagorum), so erwartet der geneigte Betrachter wohl ein prachtvolle Alleestraße, gesäumt von schönen alten Buchen. Aber Pfeifendeckel!

Keine einzige Buche ist weit und breit zu sehen. Entweder hatten die Römer das Holz schon für den Bau des Limes abgeholzt oder ein gallischer Grautvornix hat dort eine Lichtung geschaffen, so daß nur noch der Name von dieser ehemaligen Bepflanzung zeugt. Eine andere Möglichkeit, die wiederum auch nicht aufgezeichnet wurde, könnten Vergiftungserscheinungen bei den damaligen Bewohnern durch Bucheckern gewesen sein, demzufolge die Bäume einfach zu wertvollem Brennholz gespalten wurden. Bucheckern enthalten nämlich fast zur Hälfte Öl und aus 100 kg kann gut 30 kg Speiseöl gewonnen werden. Bucheckern sind roh eßbar, jedoch wird vom Verzehr größerer Mengen abgeraten, weil sie das schwach giftige Trimethylamin (Fagin) enthalten. Der Verzehr von 50 Bucheckern kann Erbrechen, Durchfall, Krampf- und Lähmungserscheinungen verursachen. Das Speiseöl ist natürlich frei von Fagin. Aber wußten das die Gallier früher schon alles?

Jedenfalls ist an dieser Straße, kurz vor dem Amtssitz des Dorfmajestix's, ein weiteres Relikt und Zeugnis der Hinkelsteindynastie zu finden:

 

 

 

 

Er ist vorerst noch etwas unscheinbar plaziert, ohne Numerierung und Schriftzeichen. Dabei steht er für den traditonellen 11. November, dem Martinstag, beim Martin das ganze Jahr über Pate. Martinus (damals noch nicht heilig), als Sohn eines römischen Offiziers gesetzlich zum Militärdienst verpflichtet, wurde um 316/ 317 nach Christus in Sabaria/Ungarn geboren. Mit einem römischen Reiterregiment wurde er als 15-Jähriger nach Gallien versetzt.

Dieser "Martinstein" (lat.: lapis martini) steht also als leibhaftiges Synonym für eine Reihe von Dingen, die mit dem Namen des Bischofs von Tours und ehemaligem Soldat (lat.: miles Caesaris) des römischen Kaisers, in Verbindung gebracht werden. Sogar bei der Verlosung einer Martinsgans (lat.: anser martini), fand diese selbst wieder zu diesem "Urgestein" zurück, nach dem Motto "Hier bin ich Gans, das ist mein Stein" oder vielleicht nach einer althergebrachten lateinischen Überlieferung: 

Gaudia martini facit anser et amphora vini.

(Für Martins-Freuden sorgt die Gans und ein Krug mit Wein)

Übrigens: Die Germanen trugen zu ihrer Zeit auch dazu bei, daß die Gänse nicht ausstarben. Es gab nämlich in diesem Zusammenhang ein großes Handelsinteresse, das nicht zu unterschätzen war. Es gab zwei wichtige Sachen, die die Germanen der Zivilisation der Antike geschenkt haben: Seife und Daunen. Deshalb waren germanische Gänse bei den Römern äußerst beliebt. Für sie galt deshalb auch nicht der lateinische Name für die Gans "anser", sondern "gantae", in Anlehnung an das deutsche Wort Ganter oder Ganterich.

Ob wir außer den Daunen unseren Germanen auch die Erfindung des schreibenden Gänsekiels (also die Schreibfeder) zurechnen dürfen, ist unbekannt. Auffallend ist nur, daß davon schon im frühen Mittelalter unter dem Ostgotenkönig Theoderich (474-526 n. Chr.) von Ravenna berichtet wird und auch der gelehrte Isidor von Sevilla (im Jahr 1598 wurde dieser heilig gesprochen und 2001 wurde er zum Patron des Internets benannt), der damals unter den spanischen Westgoten lebte, davon zu erzählen weiß.

Auch gilt Martini heute als Saisonstart des Faschings (11. 11. um 11 Uhr 11) - und wieder wäre damit an diesem Hinkelstein ein Grund zum Feiern gegeben. Jedoch warum gerade an diesem Tag?

Der Advent galt in der gallischen Kirche nicht als Vorbereitung auf Weihnachten, sondern bereitete auf das alte Erscheinungsfest Epiphanie vor. Am Martinstag begann der Advent als Fastenzeit und dauerte 56 Tage. Außerdem war das der Termin für fällige Pacht und Zins, zu dem gleichzeitig auch das Gesinde wechselte.

Die Feier des 11. im 11. Monat des Jahres entwickelte sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Auftakt der Karnevalssession.

 

 

Fortsetzung folgt demnächst .... mit drei weiteren Hinkelsteinen ..einem Suuuuuuper-Stein, s. Vorschau,

und mit dem geheimen Geburtsort dieser Sagen umwogenen Steine

Vorschau:

 

Zu beachten in ästhetischer Hinsicht : die Draperie und ein wesentlicher Teil derselben ist der starke Faltenwurf.